Wechsel an SPD-Fraktionsspitze sorgt für Ärger in Medebach

Medebach. Die Mitgliederversammlung der SPD Medebach begann für Brunhilde Sengen überaus erfreulich. Für ihre 40-jährige engagierte Parteiarbeit wurde die Vorsitzende des Ortsvereins von ihrem Stellvertreter Michael Hiemer geehrt (siehe Foto und Info-Box). Wenig später wich die Freude aber purer Ernüchterung. Bei der Wahl des Fraktionsvorsitzes für den Rat wählte die Versammlung mit einer Stimme Vorsprung Rudolf Kaiser zum neuen Chef und Nachfolger von Sengen.
Die Mitgliederversammlung der SPD Medebach begann für Brunhilde Sengen überaus erfreulich. Für ihre 40-jährige engagierte Parteiarbeit wurde die Vorsitzende des Ortsvereins von ihrem Stellvertreter Michael Hiemer geehrt (siehe Foto und Info-Box). Wenig später wich die Freude aber purer Ernüchterung. Bei der Wahl des Fraktionsvorsitzes für den Rat wählte die Versammlung mit einer Stimme Vorsprung Rudolf Kaiser zum neuen Chef und Nachfolger von Sengen.
Auch einige Tage danach hat Brunhilde Sengen die Enttäuschung über die Abstimmung noch nicht verarbeitet. Zumal sie vor dem Hintergrund des guten Kommunalwahl-Ergebnisses nicht mit einer Gegenkandidatur gerechnet hatte. „Ich wusste im Vorfeld nichts von den Absichten von Herrn Kaiser. Ich war völlig überrascht, wie auch einige der sonst Anwesenden. Ich bin immer noch total enttäuscht und fertig. Ich kann an nichts anderes denken“, so Brunhilde Sengen auf Anfrage unserer Zeitung.
Auszeichnung
Seit 40 Jahren für die SPD unermüdlich im Einsatz
40 Jahre gehört Brunhilde Sengen der SPD an. In seiner Laudatio hob Michael Hiemer das unermüdliche Wirken Sengens in unterschiedlichsten Funktionen für die gemeinsame Sache hervor. So habe sie im Ortsverein im Laufe der Jahre die Funktionen als Schriftführerin, Kassiererin, stellvertretende Vorsitzende und zuletzt seit 2008 als Vorsitzende ausgeführt.
In der Kommunalpolitik habe sich Brunhilde Sengen 23 Jahre im Kreistag und 30 Jahre im Stadtrat engagiert. 15 Jahre war sie stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Medebach, 16 Jahre Fraktionsvorsitzende der SPD und zuletzt auch stv. Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion. Besonderen Dank und Anerkennung zollte Hiemer ihr für die beiden Bürgermeister-Kandidaturen 1999 und 2004.
Von einer lange im Vorfeld geplanten Aktion wollte der neue Fraktions-Chef Rudolf Kaiser im WP-Gespräch nichts wissen: „Meine Kandidatur war an dem Abend eine spontane Bauchentscheidung.“ Keinen Hehl macht Kaiser allerdings aus der Tatsache, dass es sein politisches Ziel gewesen ist, einmal die Fraktion der Sozialdemokraten zu führen. „Dies wollte ich immer schon, zumal ich Brunhilde Sengen in dieser Funktion auch schon mehrfach vertreten musste“, so Rudolf Kaiser.
Ziele parteiintern besprechen
Beim Ausblick auf die künftige Zusammenarbeit in der Fraktion gehen die Einschätzungen zurzeit weit auseinander. Brunhilde Sengen kann sich zurzeit kaum eine fruchtbare Fraktionsarbeit vorstellen, zumal sie nach eigenen Angaben schon in der Vergangenheit nicht alle Ansichten und Vorgehensweisen ihres SPD-Kollegen teilen konnte. „Der Vertrauensverlust ist zu groß. Ich werde mich aber auf keinen Fall verbiegen, sondern meine eigene Meinung weiter vertreten“, sagt Sengen, die auch darüber nachgedacht hatte, „die Brocken hinzuwerfen“. Nun werde sie aber als normales Ratsmitglied weiterarbeiten, „auch wenn ich glaube, das die SPD in Medebach an dieser Aktion Schaden nehmen wird“.
Rudolf Kaiser sieht die Situation da ein wenig gelassener: „Ich glaube nicht, dass es in der Fraktion Reibereien geben wird. Wir sind alle erwachsene Menschen, die mit der Situation gut umgehen sollten.“ Der neue Fraktions-Vorsitzende möchte den Blick nun lieber in die Zukunft richten und sich auf die politischen Ziele der Partei fokussieren. Konkret konnte und wollte er noch nicht sagen, welche Themen die Sozialdemokraten nun anpacken wollen und werden. „Da müssen wir uns jetzt erstmal sortieren und die Themen parteiintern besprechen.“
Ralf Hermann